Archiv Klettern

Die Gipfel bzw. Klettergebiete sind alphabetisch aufgelistet, über die Suche kannst du deine Wünsche gezielt ansteuern. Leichte Klettereien bis zum 3. Schwierigkeitsgrad finden sich auch im Archiv Bergsteigen.

Kumpfkogel, „Waldgeisterweg“ (Lavanttaler Alpen, Koralpe)

Kumpfkogel, 1554 m. „Waldgeisterweg“, 6 (5 A0)

18 Seillängen im Märchenwald.

Lavanttaler Alpen, Koralpe, Weinebene, Glashütten, Steiermark. Zustieg knapp 50 Hm + 18 Seillängen (250 Hm/400 Klettermeter).

P Gasthof Almwirt, 1280 m (L619 17 km westl. von Deutschlandsberg, 30 östl. von Wolfsberg im Lavanttal) – Wanderweg 17 gegen Osten (Richtung Osterwitz) – SO-Flanke „Waldgeisterweg“ Kumpfkogel. – Abstieg W-Kamm/SW-Flanke – P.

ÜbersichtKarte; die kurzen blauen Strecken bilden die Lage der vier aneinandergereihten Klettersporne abder Kumpfkogel ist ein unbedeutender Seitenkamm-Ausläufer der Koralpe, die kletterbaren Sporne in seiner Südostflanke sind aus der Ferne kaum auszumachen

Man möchte meinen, dass man in den weiten Märchenwäldern der Koralpe bestenfalls auf Bäume klettern kann. Weit gefehlt - hier gelang im Jahr 2004 einem beherzten steirischen AlpinistInnentrio (eine Dame, zwei Herren) eine ausgefallene, eigenwillige Schöpfung. Der Waldgeisterweg muss vielleicht nicht zum Traumziel verwöhnter Genusskletterer avancieren. Ambitionierten Abenteurern jedoch, welche der eine oder andere umgestürzte Baum in der Route nicht gleich aus der Balance bringt und die sich nicht davor scheuen, hin und wieder ein paar nützliche Griffe und Tritte von Moos und Nadeln zu befreien, wird dieser Kletter-/Wandertag mit Sicherheit lang im Gedächtnis bleiben.
Durch die Aneinanderreihung von vier steilen, mauerartigen Spornen aus Gneis-Glimmerschiefer, die aus der Ferne kaum auszumachen sind, werden wir nach einem nicht nennenswertem Zustieg mit sage und schreibe 18 Seillängen beinahe plaisirmäßiger Kletterei beschenkt. Auf den ersten drei Abschnitten steht jede Seillänge (jeweils 20-30 m) quasi separat für sich, beliebige Kombinationsmöglichkeiten und bequeme Standplätze - häufig auf ebenem Waldboden - machen diese Zwergenburgen auch für kletterbegeisterte Familien interessant. Ernster wird es dann am sehr steilen vierten Sporn, der direkt auf der gemütlichen Gipfelkuppe des Kumpfkogel endet.
Insgesamt eine bemerkenswerte Tour mit Seillängen in allen Schwierigkeitsgraden (in einem halben Dutzend bis gegen 5+, zweimal 6) in einem hochromantischen Ambiente wie hinter den Sieben Bergen.

Der eineiige Zwilling zu dieser außergewöhnlichen Tour findet sich übrigens über dem fernen Ufer der schönen blauen Donau: Der Wachauer Grat bei Dürnstein mit 16 Seillängen.
In ähnlicher Weise kann man sich übrigens auf Sizilien an einem Drachenrücken aus Kalk vergnügen: am Dorsale del Drago hoch über dem Meer.

Ausgangspunkt der Tour ist der Gasthof Almwirt knapp oberhalb der Weineben-Landesstraße bei Glashüttenschon der kurze, harmlose Zustieg steckt voller Überraschungenein kleiner Steinmann und ein gelbes Taferl mit der Notrufnummer der Bergrettung markieren die Abzweigung zum Einstieg; die ersten Felsen sind von hier bereits sichtbar (nicht zu weit rechts)Ulli am Einstieg; bei morgendlicher Feuchte wirkt ...... der moosige Einstiegsriss nicht besonders einladend, noch dazu steckt der zweite Haken ziemlich weit oben; im Zweifelsfall lässt sich die erste Seillänge mit wenigen Schritten links umgehenauch die folgenden Längen präsentieren sich wie eine Reihe von Zwergenburgen; die zweite SL entlang der Kante ...... bietet - wie die allermeisten folgenden - gut abgesicherte Genussklettereivom Gipfel des zweiten Turms ...... wird kurzerhand abgeseilt, weiter geht's an der nächsten Kante gleich links daneben; überall dort, wo geklettert wird, hält sich der Moosbewuchs in Grenzensämtliche Standplätze der Route sind luxuriös; hier der 5. Stand am Ende des ersten Sporns, es folgt ein kurzer Schrägabstieg orographisch rechts ...... zur 6. SL, deren überhängende Kante zurzeit von einem umgestürzten Baum leicht blockiert wird; Ullis Kommentar: „nature-classic“auch in der 7. SL, einer moosigen Plattenflucht, ...... ist der Bewuchs entlang der Hakenreihe nicht wirklich störend; weiter oben, wo genügend Sonne auf die Felsen trifft, verschwindet er ohnehinhinterm 7. Stand wieder eine kurze Gehstrecke, die nächsten Felsen ganz rechts oben, ...... wo uns in der 8. SL in einer 4+-Verschneidung wieder ein umgestürzter Totholzstamm in die Quere kommtnach einem neuerlichen Schrägabstieg geht es an die dritte Rippe, ...... welche uns mit einer überhängenden Kante (5) empfängtBlick vom nächsten Stand zur 10. SL mit zwei grundverschiedenen Aufaben: am Turmfuß ...... eine kurze Verschneidung (4-), und als deren Fortsetzung ...... ein schöner Riss (6-), der entgegen der Führerbeschreibung gar nicht mehr brüchig istam Ende des dritten Sporns, in der 12. SL, wartet zur Abwechslung ein schöner Spreitzkamin, ...... welcher oben nach rechts verlassen wird; vom letzten Stand dieser Etappe gerade den Wald hinauf, ...... bis man auf einen querlaufenden markierten Wanderweg stößt; 80 m hinter dem Zaun beginnt der Weg zu fallen; dort nur leicht ansteigend noch einmal 30 m weiter ...... zum Fußpunkt des vierten Sporns, der mit gestaffelten Dächern ansetzt; die Route führt nicht direkt darüber hinweg, ...... sondern knapp links der Kante über die glatte Wand hinauf (Schlüsselseillänge, 35 m)am Stand auf kleinem Absatz zwei Klebehaken und Blick in Richtung Gr. Speikkogel, mit 2140 m höchster Gipfel der Koralpe; von hier schräg hinaus in leichteres Gelände, ...links... nicht unbedingt wie Ulli gerade über den Überhang auf den Gipfel des „Kumpf“, der markantesten Formation am gleichnamigen Kogel (sonst muss man wieder abklettern)aber wir sind noch nicht am Gipfel: nach einer gemütlicheren 20-m-Platte geht es in der 16.SL noch einmal zur Sache - eine 45-m-Länge durch eine feine Steilwand (5+)in der 17. SL endlich kommen wir „ins Freie“ - über schöne Platten im 4. Grad auf die Kantekurz unterm vorletzten Stand; links unten das Bergdorf Glashütten mit seinem frei zugänglichen Geoparkvom Stand noch ein letzter Spaziergang von 20 m ...... zur kurzen 18. SL, wo Erich soeben mit Baumhilfe einen lästigen Überhang ausgetrixt hat (4+)zufriedene Ulli auf dem Gipfel des Kumpfkogelproblemloser Abstieg über Steigspuren am WNW-Kamm auf eine große Lichtung und am markierten Wanderweg zurück zum Almwirt
(16.04.2025)

Literatur: Grabner/Schall/Hohensinner: Grazer Bergland Kletterführer. Alland: Schall Verlag 2021.

Kugelstein, O-Wand „Henkelgalerie“ (Grazer Bergland)

Kugelstein, ca. 670 m. O-Wand „Henkelgalerie“,5+

Laut, aber fein.

Grazer Bergland, Deutschfeistritz/Peggau, Steiermark. Zustieg ca. 50 Hm + 9 Seillängen (knapp 250 Hm).

P unter der Schnellstraße S35 am westlichen Murufer (gut 2 km nördl. von Deutschfeistritz, Zufahrt über E-Werkstraße) – 10 Minuten südl. am Wandfuß entlang – Henkelgalerie – Kugelstein. - Abstieg N-Kamm – P.

ÜbersichtKarteKugelstein von Südosten; der untere Wandteil ist verdeckt, das viele Grün täuscht - insgesamt 220 Hm toller Fels

Die Warnungen im Führer sind nicht zu überlesen. Man klettert tatsächlich über der viel befahrenen Brucker Schnellstraße, die ÖBB leisten ebenfalls ihren akustischen Beitrag und das riesige Zementwerk ist auch keine Augenweide. Aber: kaum Zustieg, Fels super, herrliche Passagen zu klettern, dichter abgesichert als vergleichsweise die „Waschrumpel“ an der Roten Wand – im genialen Grazer Bergland eigentlich eine der besten Routen. Wenn dir im Hochgebirge der Wind um die Ohren braust, hörst du deinen Partner ja auch nicht – und auf vielen unseren anderen Touren herrscht ja tiefe Stille. Wir haben es jedenfalls nicht bereut.

Ulli in der Einstiegslänge der „Henkelgalerie“Erich in der 7. SL (5+), das bisschen Grün trübt den Genuss keineswegsaus Horichs Zeiten: Museumsstück am 7. Stand - keine Angst, die Route ist sehr gut abgesichertdie schöne Verschneidung am Pfeiler der 8. SL ...... beschert uns nochmals ausnehmend nette Kletterei ...... hoch über der Mur; der Lärmpegel ist hier oben schon wesentlich erträglicherUlli am letzten StandAusstieg mit Blick auf Peggau und hocherfreute Ulrikenur wenige Schritte weiter die höchste Kammerhebung des Kugelstein
(14.04.2025)

Literatur: Grabner/Schall/Hohensinner: Grazer Bergland Kletterführer. Alland: Schall Verlag 2021.

Rote Wand, SO-Wand „Waschrumpel“ (Grazer Bergland)

Rote Wand, 1505 m. SO-Wand „Waschrumpel“, 6-

Klassiker überm Tyrnautal.

Grazer Bergland, Tyrnau, Steiermark. Zustieg ca. 200 Hm + 7 Seillängen (gut 200 Hm) + 100 Hm Wanderweg zum Gipfel.

P Rote Wand (45 km nördl. von Graz, Zufahrt über Frohnleiten und Tyrnau; nur tagsüber geöffnet, gebührenpflichtig) – Forststraße Almbachergraben – Steig zum Wandfuß – Waschrumpel – SW-Kamm zum Gipfelkreuz. - Abstieg entweder nach SW über die Bucheben oder: NO-Kamm – Tyrnauer Alm - Forststraße oder Steig „unter der Roten Wand“ zurück zum P.

ÜbersichtKartedie Rote Wand über Tyrnau mit der Route „Waschrumpel“die „Waschrumpel“ von Osten

Die Rote Wand ist ein allseits beliebter Gipfel in einem stillen Seitental der Mur. Gegen Südost fällt sie mit bis zu 300 m hohen Abstürzen in den Hochwald ab und bietet weit über 50 Routen in schönem Fels bei guter, aber in den seltensten Fällen paisirmäßiger Absicherung. Das Ambiente ist generell doch etwas alpiner als vergleichsweise an der Hohen Wand. Die Waschrumpel aus dem Jahr 1981 ist einer der großen Klassiker in dieser 3 km breiten Felsbarriere. An weiteren anregenden Seillängen herrscht beileibe kein Mangel, auf der reizvollen Kammwanderung hinüber zur Tyrnacher Alm kann man sich bei Bedarf noch fein auslaufen.

wenige Schritte unterm Einstieg; die 1. SL verläuft über die markante dunkelgraue Platte linksUlli in der 1. SLam 2. Standkurze grasige Passagen stören nicht; 4. SLnach einem leichteren Mittelteil werden die oberen drei Seillängen wieder etwas kniffligerTiefblick aus der 5. SLBlick vom Ausstieg gegen den Gipfel der Roten Wand; die ganze Wandflucht durchziehen ca. 50 RoutenAusstieg gegen Süden aufs Murtal; hier trifft man oft auf ganze Heerscharen von Wanderernam Gipfelkreuz; die Rote Wand zählt zu den höchsten Erhebungen im Grazer Berglandobwohl sich die Wetterlage verdüstert, laufen wir noch über den langen NO-Kamm hinüber ...... zur Tyrnauer Alm ...... und unter den Gipfelwänden zurück zum P Rote Wand (keine Übernachtungsmöglichkeit)
(13.04.2025)

Literatur: Grabner/Schall/Hohensinner: Grazer Bergland Kletterführer. Alland: Schall Verlag 2021.

Laserzwand, Kl., W-Grat „Bügeleisenkante“ (Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten)

Kl. Laserzwand, 2568 m. W-Kante („Bügeleisenkante“) 3+ -
Gr. Laserzwand, 2614m - Schöttnerspitze, 2633 m

Ein zahmer Klassiker in den Lienzer Dolomiten.

Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Tristach bei Lienz, Osttirol. Aufstieg gesamt 1200 Hm, davon Zustieg ca. 750 Hm + gut 1 Dutzend Seillängen (Kantenhöhe 325 Hm).
P Lienzer Dolomiten Hütte (Mautstraße ab Gasthof Kreithof, knapp 8 km sö. oberhalb von Lienz; Steigung bis 14 %, Maut 7,50 €, wird kassiert von Anfang Mai bis Mitte Oktober von 07:00 - 18:00 Uhr) - Rudi Eller Steig: N-Flanke auf den Weißstein - Weißsteinsattel- und -alm - NW-Kamm Auerlingköpfl - Ü Bromachnocke - Zellinschartl - Hohes Törl (zuvor kann man als Draufgabe die Piccola Ferrata (B/C) über die Zellinköpfe mitnehmen, 80 Hm, 200 Klettermeter) - kurzer Abstieg zum Einstieg (Tafel) der Bügeleisenkante - Ausstieg beim Laserzwandsattel - Kl. Laserzwand - Ü Gr. Laserzwand - Ü Schöttnerspitze - Abstieg kurze S-Flanke zum Laserzwandsattel - Steig zur Karlsbader Hütte - Insteinhütte - Lienzer Dolomiten Hütte.

ÜbersichtKartedie Bügeleisenkante erscheint vom Aufstieg zur Karlsbader Hütte tatsächlich nur als Grat

Hubert Peterka bezeichnet sie im legendären, längst vergriffenen AV-Führer als beliebteste Kletterfahrt im Bereiche der Karlsbader Hütte.
Sie ist Jahrzehnte berühmt als ideale Kletterei, ist es noch heute. Dieses Lob stammt von Walter Pause, dem Ahnherrn der alpinen „Best-of“-Literatur.
Auf die Bügeleisenkante, also den Westgrat auf die Kleine Laserzwand, haben wir uns kurz entschlossen als Ausweichziel eingeschworen - aufgrund der herrschenden Gewitterneigung wollten wir dem benachbarten Laserzgeischt keine Gelegenheit zum Spuken geben. Rückblickend gesehen gibt es an dieser Entscheidung nichts zu bedauern: Einem abwechslungsreichen Zustieg mit Klettersteigoption folgt ein wirklich empfehlenswerter Hauptgang in beststrukturiertem, kletterfreundlichem Fels. Von den 62 im Jahr 1970 angebrachten „Theniushaken“ - eine Besonderheit der Lienzer Dolomiten - sind noch jede Menge erhalten. Dazwischen finden sich oft mehr als ausreichend Bohrhaken und Kettenstände, sodass auf dem architektonisch durchwegs ansprechenden Grat eigentlich nur reine Freude aufkommen kann. Als Nachspeise hinter dem Laserzwandsattel bietet sich wieder eine ganze Palette von Möglichkeiten: eine der kurzen, aber feinen Anschlusstouren auf den Roten Turm, der lange Klettersteig bis über die Sandspitzen oder eben nur der kurze Abstecher hinüber auf die Gr. Laserzwand und die Schöttnerspitze.

frühmorgens auf der Weißsteinalm; im Westen der fünftürmige Spitzkofel-Nordgrat, das obere Drautal und die Villgratner Bergeim Süden das beeindruckende Hufeisen der Laserzam Fuß der berühmten Nordwand führt der teils versicherte Rudi Eller Steig hinauf ins Hohe Törl; nicht weit dahinter wartet die Kantedie Zellinscharte hinter dem Auerlingköpfl (s. auch Archiv Schitouren)nach der Scharte leitet eine versicherte Verschneidung hinauf ...... zu jener breiten Rampe, die im Hohen Törl gipfelt; Blick von den Zellinköpfen, deren kurzweilige Überschreitung auf der „Piccola Ferrata“ als Variante des Rudi Eller Wegs zu empfehlen istauf dem Hohen Törl, Blick übers Lienzer Becken nach NOauf der anderen Seite nur wenige Schritte abwärts ...... stehen wir unvermittelt vor dem Ziel (die runde Kante rechts der Bildmitte)nicht zu übersehen die gelbe Einstiegstafeldie 2. Seillänge; Erich erreicht nach dem Quergang soeben den Stand auf der Abbruchkante zur WestschluchtUlli im Quergang; am Einstieg versammeln sich die nächsten Aspirantenneben den vielen legendären Theniushaken, welche die Verwendung von Expressschlingen überflüssig machen sollten, ist genügend modernes Material vorhandendie griffige 3. Seillänge führt aus der schattigen Westschlucht ...... auf die Kantenschneide hinaus; hinter Ullis Rucksack ein Kletterer am 1. Stand der Route „Laserzgeischt“, 6, durch die SW-Wand der Gr. LaserzwandGegenschuss auf die Szene vom 3. Stand des „Laserzgeischt“ gleich gegenüberBlick von der Kante gegen SW in die Laserzetwas weiter oben quert man noch einmal einen großen Gratturm in der Nordseite und betritt mittels Spreizschritt abermals die Kante - ...... vom 5. Stand des „Laserzgeischt“ schaut das so ausin der Folge wird die Kante dann bis zum Ausstieg nicht mehr verlassenbei solchen Bildern drängen sich Erinnerungen an die etwas schärfere Roggalkante im vorarlberger Lechquellengebirge auf (s. Archiv) über einem deutlichen Absatz bäumt sich wie eine 100 m hohe Säule ...... der letzte Akt der Bügeleisenkante aufAusstieg kurz unterm LaserzwandsattelGipfelblick gegen Osten; ab dem Laserzkopf führt der „Panorama-Klettersteig“ (C) über alle Zacken hinweg bis auf die Sandspitzen (s. Archiv Bergsteigen) ...... und hinunter zum Laserzseedie Karlsbader Hütte - ein Stützpunkt für viele Klettereien der Sonderklassegegenüber im Norden - getrennt durch die gewaltige Westschlucht - die Gr. LaserzwandBlick von der Großen Laserzwand gegen Westenim NW die Gabel der beiden wichtigsten Flüsse Osttirolsim Norden das breite Gipfelmeer der SchobergruppeDetail zentrale Schobergruppe mit dem höchsten Berg Österreichs im Hintergrundwir treten langsam den Heimweg an, nicht ohne vorher noch der Schöttnerspitze (kleines Hörndl vor dem Roten Turm über Ulli) einen Kurzbesuch abzustattender für heute höchste Punkt ist mit geringem Aufwand zu erreichenUlli hat wieder einmal ihre Privatvariante gefunden, der Kletterer über ihr ist 75 und hat vor drei Jahren zusammen mit zwei Kollegen ...... das Gipfelkreuz auf der Schöttnerspitze errichtetAbstieg zur Karlsbader Hüttevon der Hütte wandern wir durch die Laserz zurück ...... in Richtung Lienzer Dolomiten Hütte; ein letzter Blick auf die Bügeleisenkante genau in Bildmitte
(20.08.2016)

Literatur: Messini: Osttirol. Alpinklettern, Klettergärten und Klettersteige. Mailand: Edizioni Versante Sud 2018.
Zlöbl: Klettern in den Lienzer Dolomiten. Tristach: Bookz 2013.
Tourismusverband Lienzer Dolomiten: Klettersteige & Plaisirrouten. Tristach: Zlöbl.
Peterka/End: Alpenvereinsführer Lienzer Dolomiten. München: Rother 1984 (vergriffen)

Prijakt, Niederer, W-Grat (Schobergruppe)

Niederer Prijakt, 3056 m, Westgrat, 4 - Hoher Prijakt, 3064 m

Die vielleicht schönste Kletterei in der Schobergruppe.

Schobergruppe, Lienz, Osttirol. Aufstieg 1500 Hm, davon 400 Hm der Grat, etwa ein Dutzend selbst abzusichender SL.
P Hochschoberhütte, Leibnitzbachbrücke, 1656 m, Auffahrt von Ainet im Iseltal über Oberleibnig und die Fercherhöfe, knapp 20 km nw. von Lienz - Eduard-Jordan-Weg - Leibnitzalm - Hochschoberhütte - Nasensteig (Abkürzung vom Hüttenzustieg ab ca. 2070m direkt sö. gut 300 Hm weglos durchs Kar hinauf möglich) - Nasenscharte - W-Grat Niederer Prijakt - Ü (Klettersteig A/B) Hoher Prijakt - O-Flanke in die Westl. Barreneckscharte - Hochschoberhütte - P.

ÜbersichtKartedie beiden Prijakte vom Hüttenzustieg (Leibnitzalm)unsere beiden Gipfel von der Hochschoberhütte; rechts die Nase, dann die Nasenscharte mit dem Einstieg ...... zur Himmelsleiter des Westgratesim obersten Gratbereich

Der steile Westgrat (manche bezeichnen ihn als „Kante“) auf den Niederen Prijakt gehört mit Sicherheit zu den schönsten hochalpinen Klettereien Österreichs. Immer häufiger klagen Hüttenwirte und einheimische Bergführer über zunehmende Instabilität der Grate und Flanken in den Hochalpen. Klimawandel hin oder her - unser Traumgrat ist bislang von den Auswirkungen der Erderwärmung weitgehend verschont geblieben. Meist ideales Urgestein, wenig Geröll oder gutmütige Schrofen. Die 4er-Stellen (in Trekkingschuhen gehörig, einfacher mit Kletterpatschen) verteilen sich auf die untersten 3 Seillängen, auch weiter oben immer wieder tolle, ausgesetzte 3er-Passagen in perfektem Fels, besonders schön wieder die beiden Ausstiegslängen. Die Tour ist problemlos mit größeren Keilen und Friends 1 - 3 abzusichern; genügend Absätze für einladende Standplätze, in den einzigen vorhandenen, geschlagenen Zwischenhaken möchte niemand gern fallen. Im Zweifelsfall hält man sich immer an der rechten, südlichen Gratseite - mit einer Ausnahme: ganz hoch oben durch einen klammartigen Spalt hinüber auf die Nordseite. Trotz all des Lobs: Aufgrund der Länge und Entlegenheit darf man kein Klettergartenambiente erwarten. Ständig umgibt uns ein Hauch von Abenteuer - aber genau das suchen wir ja auf solchen Bergen.

Den Einstieg erreichen wir von SW (Nasensteig) über ein Blockkar und eine verdeckte, etwas erdige Schrofenrinne. 1. SL leicht links der Kante, dann direkt.
2. SL: gleich links die Platte empor spreitzen (IV), dann ausgesetzter Quergang nach rechts (Riesenhenkel), danach schöne Platte mit Riss.
3. SL: erst links der Kante gegen den großen Turm, bald aber wieder Quergang rechts zu kleinem Winkel; in der Platte darüber der weit herausstehende ZH. Rechts herum (IV) durch die rampenartige Verschneidung entlang der steilen Turmwand hinauf auf den jetzt flacheren Blockgrat.
Am kurzen Seil bis unter zwei parallele Rinnen, die linke (längere, rötlich und nicht bis ans Ende einzusehen) leitet direkt auf ein geräumiges Dach.
Die wilden Türme an der Basis rechts umgehen, dann hinauf auf Gratabsatz.
Rechts auf breitem Grünstreifen an der Wand entlang, dann harmlose begrünte Absätze hinauf.
Nach einer zuletzt etwas brüchigen Rinne folgt rechts der Eingang zu klammartigem Spalt; vorteilhafter Stand im Inneren.
Vorletzte SL: jenseits (nördlich) hinaus und hinauf zu kurzem Hangelquergang, daran in die Scharte mit den Felstürmchen und ausgesetzt direkt über sie hinweg. Der folgende knietiefe, schräge Spalt durch die herrliche Platte endet an einer bizarren Felszunge, die vorzüglichen Stand bietet.
Letzte SL: über gestufte Platten in traumhaftem Fels an die Kante und direkt bis vors Gipfelkreuz.

Der Übergang zum Hohen Prijakt ist mittlerweile markiert und klettersteigmäßig eingerichtet. Vorsicht: Gleich jenseits der Scharte hat sich ein Riesenblock samt Verankerung gelöst!

in aller Früh bekommen wir auf der Leibnitzalm die Prijakte erstmals zu Gesichtdie Prijakt-Nordwände; der Niedere erscheint von hier höheram Beginn des Nasensteigs, links die Hütte, in Bildmitte der Hochschober, 3240 mwir überschreiten beide Prijakte von West nach Ost200 Hm unterhalb der Mirschachscharte verlassen wir den Nasensteig, ...... durchqueren das Geröllkar nach links hinten ...... und schummeln uns durch eine verdeckte, etwas erdige Schrofenrinne ...... hinauf ins Einstiegsschartl; Blick nach NNO auf Hochschober und Glödisvom Kantenfuß überblickt man die ersten drei Seillängen bis hinter den auffallenden Turmvon Anfang an perfektes Urgestein; die Gratkante unterhalb des 1. Standesgleich hinterm 1. Stand (gegen Hochschober) die erste Schlüsselpassage: eine griffarme Platte, die sich aber leichter als gedacht spreitzend überlisten lässtdas Seil ist noch lang genug und so bringen wir in der 2. Länge noch diesen wunderschönen Riss unter; die 3. SL (mit der zweiten Schlüsselstelle) führt schließlich rechts des hellen Turmabbruchs ...... auf seine Höhe und damit zum Beginn eines flacheren Blockgratsam kurzen Seil gelangen wir über ein paar Stufen ...... und durch eine rötliche Rinne mit schönem Fels ...... auf ein begrüntes Dach mit aufgesetzten Türmendie wilden Türme umgeht man rechts, es folgt eine Reihe von Rinnen und Absätzen rechts der GratabbrücheUlli ist mittels einer Hangelleiste aus der schmalen Schattenwand (rechts) in die Scharte gelangt und überklettert soeben das zweite Schartentürmchen; weiter unten haben wir in einer horizontalen Kluft die gesamte Basis des massigen Turmes „durchquert“ und sind in die erwähnte Schattenwand ausgestiegengleich oberhalb der Scharte ein perfekter Plattenspalt, ...... den Ulli soeben genussreich überwindet; Blick „durchs“ Defereggental bis zum Hochgallder „Zungenstand“ (leuchtende Bandschlinge) zu Beginn der langen ...... letzten Seillänge - ideale Plattenstufen und eine supergriffige AusstiegskanteUlli schiebt sich aus der Kante ...... und hat nur mehr wenige Schritte bis zum Kreuzbeim Gipfelkreuz am Niederen PrijaktGipfelpanorama beginnend im SO; über die Sattelköpfe verläuft der Klettersteig auf die Schleinitz (s. Archiv Bergsteigen)im SSW gestaffelt Iseltal, Hochsteinkamm, Drautal, Lienzer Dolomiten, Karnischer Hauptkamm und Dolomitenim SW die Villgratner Berge (Deferegger Alpen)im W Rieserferner- und Venedigergruppetief unter uns die Hochschoberhütteim N die Schoberprominenz bis zum Großglocknerwir wenden uns nach O, dem um nur 8 m höheren Bruder zumittlerweile klettersteigmäßig abgesichert ...... die Scharte zwischen beiden Gipfelnmit wenigen Schritten landen wir ...... auf dem Hohen Prijakt; Rückblick auf den Westgrat, der aus diesem Blickwinkel endlich die Bezeichnung „Kante“ verdientGipfelblick gegen NW (Venediger)das winzige Gipfelkreuz am Hohen PrijaktAbstieg an der Ostseite in Richtung Barrensee; das kühne Horn in Bildmitte der Glödis (s. Archiv Bergsteigen)hoch über dem See queren wir zurück auf die Nordseite ...... und erreichen wenig später die Hochschoberhütte am NassfeldEnde Mai 1983 fiel die alte Hütte einer bis heute ungeklärten Brandursache im Winterraum zum Opfer, bereits 1 Monat später stand 10 m neben der wertlosen Ruine ein holzgezimmertes Biwak für 8 - 10 Personen. Die neue Hütte wurde im Sommer 1986 eröffnet
(14.08.2016)

Literatur: Messini: Osttirol. Alpinklettern, Klettergärten und Klettersteige. Mailand: Edizioni Versante Sud 2018.
Mair: Alpenvereinsführer Schobergruppe. München: Rother 1979 (vergriffen).
Zlöbl: Die Dreitausender Osttirols. Lienz-Tristach: Zloebl 2007.