Hochstadel, 2681 m – Dreitörlweg

Lienzer Dolomiten. Aus drei mach acht.

Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Oberdrauburg, Lienz, Kärnten, Osttirol. Aufstieg 1200-1500 Hm.

Pirkach (4 km wnw. von Oberdrauburg) – Wanderweg (+1200 Hm!) oder Hüttentaxi (15 € pro Person) zum Hochstadelhaus – Garnitzenkar – S-Flanke Wiesenspitze (früher Rudnighöhe) – Ü Rudnigkofel (meist weglos, Schrofen) – Rudnigschartl – Rosskerlscharte – Badstübeleschartl – (Rote Wand –) Hochstadel – Abstieg am SW-Grat in die Schneeklammscharte – Schneeklammkopflucke – weiter am Dreitörlweg: (Baumgartenwand – Baumgartenkopf – Klammkopf) – Baumgartentörl – Baumgarten – Kühleitentörl – Sandkar – P. 2063 – Sandanger – Laserztörl – Laserzkessel – Laserzsee – Karlsbader Hütte – Insteinhütte – Lienzer-Dolomiten-Hütte.
Das Hochstadelhaus kann auch vom Bahnhof Nikolsdorf über den versicherten, steilen Zabarotsteig erreicht werden. Von der Lienzer-Dolomiten-Hütte Hüttentaxi ins Tal; oder Abstieg über Kreithof nach Lavant bzw. über den Goggsteig nach Amlach bei Lienz.

ÜbersichtKarte; gepunktet der Dreitörlweg-Originaleinstieg mit Umgehung des Hochstadelmassivsdie Gesamtstrecke des Dreitörlwegs von NO (vom Aufstieg zum Ziethenkopf, Kreuzeckgruppe)

Der Dreitörlweg zwischen Hochstadelhaus und Karlsbader Hütte gilt als die Paradewanderung in den Lienzer Dolomiten. Er wird gerne in beiden Richtungen begangen und kann nach Westen über Kerschbaumer-, Hallebach- und Kühbodentörl ins Drautal oder sogar noch weiter über den Kofelpass und den Westteil des Gailtaler Höhenwegs verlängert werden, womit man die Gesamtdurchquerung der Lienzer Dolomiten bewältigt hätte. Schon auf der Normalvariante überschreitet man eigentlich vier Törl, das sanfte Leitentörl überm Badstübelekar zu Beginn der 15-km-Traverse wird oft vergessen. Heute ist eine ziemlich kernige Truppe unterwegs, welche zum Auftakt gleich noch den Hochstadel mit drei seiner Trabanten überschreitet, allerdings ohne viel zusätzlichem Aufwand.
Auf dieser Tour jagt ein landschaftlicher Höhepunkt den anderen. Die Szenerien in und um die Törl ist bizarr, oft surreal, die Kare und Böden dazwischen bringen uns immer wieder zum Staunen. Dem sanften Einstieg auf der Wiesenspitze folgt ein anregender Schrofengrat über den Rudnigkofel. Der Hochstadel selbst stürzt mehr als 2000 m zur Drau hinunter, seine kolossale Nordwand zählt zu den fünf höchsten der östlichen Kalkalpen. Der versicherte Südwestgrat leitet uns in ein labyrinthisches Gewirr von Scharten und Türmen, welches uns nach 300 Hm Abstieg auf den originalen Dreitörlweg entlässt. Der umgeht in vergleichsweise moderater Steigung das gesamte Hochstadelmassiv an seiner Südseite. Trittsicherheit ist aber auch hier gefragt: Die wegetechnisch schwer zu bändigenden westseitigen Abstiege vom Baumgarten- und besonders vom Kühleitentörl haben schon so manchen Seufzer gefordert. Am letzten Aufstieg ins Laserztörl verebbt oft auch bei geeichten Wandergruppen der Gesprächsfluss. Richtig gemütlich wird es dann erst wieder auf der herrlich gelegenen Karlsbader Hütte und beim entspannten Auslaufen hinunter zur Lienzer- Dolomiten-Hütte.

der begehrte Dreitörlweg nimmt seinen Anfang am Hochstadelhaus auf der Unholdenalm, 1200 m über dem Drautalunsere gehfreudige Truppe läuft nicht in die Irre: wir ziehen in voller Absicht hinauf ins Garnitzenkar und wollen gleich zu Beginn den Hochstadel und ein paar seiner Trabanten überschreitenGipfel Nummer eins ist die Wiesenspitze (ehemals Rudnighöhe), ...... von welcher sich bereits bemerkenswerte Fernblicke - wie hier auf die Schobergruppe - bietenüber einen gemächlichen Schrofenhang - ad libitum mit leichten Kraxelpassagen zu würzen - ...... und den folgenden aussichtreichen Gratrücken ...... gelangen wir ohne große Mühe auf den gut 200 m höheren Rudnigkofel; Blick gegen Norden übers Zabarotkar hinweg auf die doppelgipfelige Freiung (s. Archiv)kurzer Abstieg über den Westkamm ins Rudnigschartl, von dem wir den weiteren Anstieg auf den Hochstadel in Angriff nehmenRudnigschartl gegen FreiungBlick vom Hochstadel-Gipfeldach hinunter auf Rudnigkofel und Wiesenspitze ...... sowie gegen Südosten das Drautal hinaus; die Rote Wand, vom Rosengarten (s. Archiv) eine eindrucksvolle Berggestalt, ist von hier mit wenigen Schritten zu erreichender höchste Punkt ist nicht mehr weithinterm Gipfelkreuz des Hochstadel ...... stürzt dessen Nordwand über 1300 m hinab in den Lavanter Graben; sie zählt zu den fünf höchsten Wänden der KalkalpenUlli beim Ausstieg aus der Nordwand im Jahr 2018die imposanten Gipfel jenseits des Lavanter Grabens ...... und weiter gegen den Uhrzeigersinn ...... gegen Westen, wohin wir jetzt zum eigentlichen Dreitörlweg absteigen werdenüber den Südwestgrat gelangen wir hinunter in ein Labyrinth von abenteuerlichen Zacken und Schartendie drei Mädels vollbringen das Wunder: Ralphs erstaunliche Spontanheilung von seiner Höhenangststellenweise Seilsicherungen am Südwestgrat ...... erleichtern die Begehung erheblichBirgit und Ulli kurz oberhalb der Schneeklammscharte; ganz rechts hinten das Laserztörl - das letzte am DreitörlwegRückblick auf den Südwestgrat zum Hochstadelin der Schneeklammscharteauf einem Schuttband entlang der Nordwand ...... laufen wir hinüber in die schmale SchneeklammkopfluckeRückblick aus der Luckejenseits geht's hinunter in Richtung Dreitörlwegauch hier an den steilsten Stellen Stahlseilein stetem Wechsel folgen Bänderquerungen ...... auf steilere Felsstufen, all das inmitten einer skurillen Felslandschaftschließlich erreichen wir nach 300 Hm die Schneide des Grubenkamms, wo aus der linken unteren Bildecke der Dreitörlweg heraufkommt; die zweite dunkle Scharte vor dem Kammknick nach rechts ist das Baumgartentörldie folgenden drei Gipfel bis zum Baumgartentörl sind vom Weg aus mit wenigen Schritten zu erreichenRückblick von der Baumgartenwand aufs Hochstadelmassivauf der Traverse zum Baumgartentörlvom Gratfirst brechen beachtliche Plattenwände gegen Norden in den Baumgarten, einem Seitenast des Lavanter Grabens abBaumgartentörl gegen Kühleitenspitzegestaffelt auf einer Geraden: die beiden ausständigen Törldie Wegebauer versuchen der steilen Schotterrinne hinunter in den obersten Teil des Baumgartens ...... mittels vieler Stützbretter Herr zu werdenoberer Baumgarten gegen Nordost: über die imposante Zackenreihe des Hahnenkammturm-Nordwestpfeilers führt, beginnend mit dem Baumgartenturm ganz unten, der „Erich Vanis - Gedenkweg“ - 36 Seillängen mit Schwierigkeiten bis 6+Rückblick aufs Baumgartentörl neben dem zackigen Klammkopfhinterster Baumgarten gegen Törlkopf; gleich rechts davon ...... der Aufstieg zum nächsten Törl; ganz rechts der Kühkogel, von hier ebenfalls leicht erreichbarim Kühleitentörl, Blickrichtung Grubenkamm ...... und in Richtung Norden (Kühkogel/Lavanter Graben); die Szenerie lässt keine Wünsche offenAbstieg ins Sandkargegenüber Schwärzwand (rechts) und Schwärzspitzeder Abstieg durchs Sandkar (ganz links) ist vielleicht das unangenehmste Teilstück des Dreitörlwegs; wir umrunden die Schwärzwand bei P. 2063 (von dort markierter Weg ins Drautal) und streben daraufhin dem Laserztörl zu (Blick aus Nordost vom Zattkofel-Südsporn)der Sandanger unterm Laserztörl; durch dieses abgeschiedene Hochtal ...... führte zwischen 1983 und 2010 der historische Laserzlauf, eines der bekanntesten Schitourenrennen seiner Zeit (s. Archiv Schitouren); 2011 wurde die Challenge auf die andere Seite des Törls verlegt - landschaftlich nur mehr der halbe Spaß, aber noch immer großartigRückblick zum Hochstadelim Süden die Fortsetzung des Grubenkamms; die Nordwand der Gr. Grubenspitze, im Sommer Kletterrouten im 4. Schwierigkeitsgrad, wird im Winter gern mit Schi befahren. Zitat von Thomas Gaisbacher, einem Osttiroler Schitourenpapst: „Wenn die Schispitzen erst einmal über die Gipfelkante ins Bodenlose ragen, gibt es nur noch einen Gedanken: Ja, brutale Flanke!“im Laserztörl, offiziell Nummer drei, für uns heute das Achtevon nun an geht's bergab; vom Laserztörl folgen wir ...... dem Streckenverlauf des „zeitgenössischen“ Laserzlaufs vom Kreithof über die Lienzer-Dolomiten-Hütte und die Karlsbader Hütte bis hier heraufUlli schwelgt in Pulvertraum-Erinnerungenam Laserzsee, überragt vom Roten TurmRückblick ins Laserztörl zwischen den Gamsköpfen (links) und dem Wildsenderdie phantastische Szenerie um die Karlsbader Hütte von Norden (Kl. Laserzwand)Karlsbader Hütte vor (von links) Kerschbaumer Törlkopf, Gamswiesenspitzen und Bloßkofelbeim Abstieg geben die Laserzwände noch eine würdige Abschiedsvorstellung, ...... bevor wir bei der Lienzer-Dolomitenhütte unsere Tour beenden; dahinter der nächste Wahnsinnsberg - wer möchte nicht auf den Spitzkofel (s. Archiv)
(15.07.2026)

Literatur: Mair: Osttirol Süd. München: Rother Wanderführer 2020.
Peterka/End: AV-Führer Lienzer Dolomiten. München: Rother; leider längst vergriffen, manchmal noch in Antiquariaten oder im Internet zu finden.

 

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