Andringitra-Gebirge. Grand Tour auf und um die imposantesten madagassischen Kletterwände.
Andringitra-Gebirge, Provinz Fianarantsoa, Andonaka, Madagaskar. Aufstieg insgesamt 1400 Hm.
Das Camp Catta – Anreise und nähere Infos s. in unserem Bericht über seinen Hausberg, das Caméléon - wird überragt von den berühmten, bis zu 800 m hohen Granitwänden des Tsaranoro und seiner Trabanten. Das ausreichend komfortable Camp kann als Alpinkletterzentrum Madagaskars gesehen werden. Bei Kletterern schärferer Richtung ist der extrem raue Granit begehrt, manche Seilschaften ziehen ihre Rucksäcke auf kleinen Rollwagen hinter sich her, damit sie bis zum Gipfel nicht aufgerieben werden. An die drei Dutzend meist schwieriger Kletterrouten existieren in der majestätischen Wandflucht, dazu kommen noch einige wenige an der gegenüber liegenden Talseite, hauptsächlich am Dondy. Die längste dieser Routen weist immerhin 23 Seillängen auf. Genaue Karten oder Führerliteratur existieren bislang nicht. Im Speisesaal des Camps hängen ein paar handgezeichnete Skizzen der Umgebung, in der Leseecke liegt ein Ordner mit ebensolchen Topos, meist von den Erstbegehern. Über Normalwege ist kaum etwas zu finden, gezeichnete Übersichten stimmen oft nicht wirklich mit den natürlichen Gegebenheiten überein. Hat man wenig Zeit und ein bestimmtes Ziel vor Augen, das man tatsächlich auch erreichen möchte, sollte man sich besser einen (eigentlich obligatorischen) Führer nehmen. Das Führerbüro befindet sich im Dorf Andonaka gleich unterhalb des Camps – vom Vortag her können wir den sympathischen, sehr gut Englisch sprechenden Emmanuel wärmstens empfehlen.
Den spärlichen Aufzeichnungen im Camp haben wir die Existenz einer „Grand Tour“ rund ums ganze Massiv entnommen, auf der wir nach Möglichkeit den Hauptgipfel mitnehmen wollten. Wir sind führerloses Gehen gewohnt, außerdem lockt das Ungewisse an der ganzen Unternehmung, deswegen starten wir in aller Früh, um uns „nur die Einstiege zu den Kletterrouten anzusehen“. Was wir auf dieser „Unvollendeten“ alles gesehen und erlebt haben, zeigt die Bilderfolge. Ob man das Ganze als prickelndes Abenteuer oder als Misserfolg werten möchte, bleibt jedem Einzelnen überlassen – für uns war es auf alle Fälle ein aufregender, erlebnisreicher Tag.
Zwei Monate später, nach genauerem Studium der vorhandenen Skizzen und Auswertung des Fotomaterials, glauben wir das Rätsel um die „Grand Tour“ doch noch gelöst zu haben …
Nächste Etappe: Anja-Reservat und Ranomafana-Nationalpark. Kurze Wanderungen im Hochland und im Regenwald.
Weitere Touren auf Madagaskar im Anhang unseres Artikels über Antsirabe.
Literatur: Hooge: Madagaskar. Reise-Taschenbuch. Ostfildern: DuMont Reiseverlag 2023.









