Gamsalplspitze, 2344 m

Widerspenstige Dolomitenbastion über der Sonnenstadt.

Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Leisach im Drautal, Osttirol. Aufstieg 1600 Hm.
P Luggauer Brückl, 4 km sw. von Leisach, 6 km von Lienz - Gailwald - Daprakreuz - Kühbodental bis auf 1730 m - SSO-Schlucht Gamsalplspitze.

ÜbersichtKarteder Kühbodenkamm vom Spitzkofel bis zur Gamsalplspitze (ganz rechts über dem Leisacher Kirchturm) von NOunser Gipfel im Verband der Lienzer Dolomiten von Nordendie Gamsalplspitze als verwunschenes Felsenschloss in Bildmitte von Westen (vom Aufstieg zum Feierabendbühel/Feuer am Bichl)und zuletzt aus SW vom Eggenkofel mit der Route durch die SSO-Schlucht

Wollte man den Lienzern von seinen wilden Abenteuern am Gamsalplspitz erzählen, so würden die meisten von ihnen erst einmal wissen wollen: „Ja, wo isch denn der?“ - obwohl der massive Eckpfeiler des vom beherrschenden Spitzkofel nach Westen ziehenden Kühbodenkamms quasi vom gesamten Stadtgebiet aus zu sehen ist. Ein selektiver, kompromissloser, richtiger Berg. Nur wenige einheimische Spürhunde kennen seine zwei verschlungenen Routen zum weithin sichtbaren Alukreuz, beide starten vom Luggauer Brückl über die Drau oberhalb Leisach, beide sind schwer zu finden und mühsam (Gipfelbucheintrag: Weit war der Weg!).

Ein Versuch über die Schluchten der direkten Nordflanke - auf der Suche nach dem schon zu Peterkas Zeiten zu Recht vergessenen „Salzgang“ - artete 2020 zum gnadenlosen Dschungelkampf aus: steilste Waldpassagen, weiter oben fährtenloses, nicht enden wollendes Latschendickicht, welches ohne Kettensäge oder Flammenwerfer nicht einmal den Ansatz der Felsen erreichen lässt; beim Rückzug wurde zuletzt der Wunsch nach einem 60-m-Strick zwecks Abseilen im Grünzeug laut. Ein Gelände für sehr spezielle Vorlieben.

Weil die markierte Steiganlage durch den Leisacher Almbachgraben zumindest bis auf halbe Höhe des Kolosses schon sehr verlockend ist, lassen wir für diesmal die Alternative über Scheibenwald und Scheibenkofel links liegen und nehmen uns die SSO-Schlucht vor. In ihrer gewaltigen Felsenarena werden Alpinpuristen für den vorangegangenen Komfort voll entschädigt, auch die kryptischen Hinweise im sonst so akribischen Peterka-End-Führer (... aus dieser rechts steil auf höheren Schutt ...) helfen dort oben nicht wirklich. Einem „klassischen“ Abenteuer steht also nichts im Weg.
Wir starten am Beginn des Pilgerwegs nach Maria Luggau, einem von deutsch- wie italienischsprachigen Gläubigen gleichermaßen verehrten Wallfahrtsort, dessen Erscheinungslegende aufs beginnende 16. Jahrhundert zurückgeht. Hoch über der eindrucksvollen Leisacher Almbachschlucht zweigen wir ins Kühbodental ab, nach gut 800 Höhenmetern vom markierten Wanderweg nach links auf einen Schuttstrom (Steinmann, rote Punkte). Die weglose Riese führt in eine immer enger werdende Schlucht hinauf. An der rötlichen Felswand mit auffallend Y-förmigem Riss noch links vorbei. Bei der oberen Schluchtteilung (oberhalb der ersten Drahtseile) allerdings rechts und dann wieder links; an der rechten Begrenzungswand leiten sodann Drahtseile und Steinmänner auf einem rampenartigen Band zu den Rasenhängen der Gamsalplscharte empor. Von dort noch gemütliche 50 Hm zum Gipfel.
Wir - noch nicht ortskundig - haben bei der oberen Schluchtgabel unser Heil im linken Ast gesucht: beim sperrenden Wasserfall links durch einen auffallend schmalen, schwarzen Kaminschlitz (5 m, IV), darüber durch die Steilrinne links (30 m, II-III) unangenehm hinaus aus den Felsen und über den Latschensporn, weiter oben durch Latschengasse auf den Sporngipfel; wenige Meter absteigen und über die Gamsgärten in die Scharte. Very „classic“ und kaum zur Nachahmung zu empfehlen!

nach Überschreiten des Leisacher Almbachs ...... erreichen wir relativ schnell das Daprakreuz; dahinter die nicht enden wollenden Steilflanken der Gamsalplspitzeder Graben wird flacher und weiterdie Abzweigung ins Kühbodental, ganz hinten der Kreuzkofel; nicht gleich den ersten Schuttstrom links aufwärts, ...... sondern erst etwas weiter oben (Pfeil)auf dem unteren Teil des Schuttstroms zur SSO-Schluchtnach ca. 200 Hm auf der Schotterriese biegt Ulli links ums Eck ...... und betritt die Schlucht; an der scheinbar sperrenden Turmwand links vorbeiimmer weiter den sich verengenden Schlauch hinaufhoch oben ragt das Ende eines Stahlseils aus dem Schnee; etwas weiter hält man sich rechts hinaus - was uns so kurz nach der Schneeschmelze zu dreckig wardie beiden Optionen ab oberster Schluchtgabelung, gesehen vom Sandeck: rechts der Normalweg, links die wilde Direktvariante (gepunktet, im feuchten Kamin abwärtsgeschichtetes Gestein, IV, nicht zu empfehlen)im linken Ast der Gabelung kommt man zu einem nassen Steilaufschwung, den man durch den engen, schwarzen Kamin (IV) links überlistet (nicht zu empfehlen!)vom Latschensporn hoch über dem Kamin erspähen wir jenseits der Schlucht die bandartige Rampe mit Stahlseil und Steinmann des NormalwegsBlick vom kleinen Sporngipfel auf die Wiese zur Gamsalplscharte, 2300 m; links der Gipfeldas Gipfelkreuz mit Buch steht auf einem felsigen Buckel nördlich des höchsten PunktesTiefblick auf die Sonnenstadt Lienz - in der Tat kann man heute die wolkenfreien Gipfel an den Fingern einer Hand abzählendie Fortsetzung des Kühbodenkammes gegen Osten (Rauchbichl und Kühbodenspitze)das Panorama gegen SOGipfelblick gegen SW; der unscheinbare Feierabendbühel (Feuer am Bichl) hält anderntags eine gehörige Überraschung bereit (s. Archiv)
(21.05.2018)

Literatur: Peterka/End: Alpenvereinsführer Lienzer Dolomiten. München: Rother 1984. Vergriffener Klassiker, manchmal noch antiquarisch zu bekommen.

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