Kreuzeckgruppe - Überschreitung

Viertägige Ost-West-Transversale von Kärnten nach Osttirol.

Hohe Tauern, Möllbrücke (bzw. Unterkolbnitz), Kärnten - Dölsach, Osttirol. Aufstieg insgesamt ca. 4200 Hm auf 50 km.

1. Tag: Ausgangspunkt Bahnhof Möllbrücke-Sachsenburg (oder mit der Kreuzeckbahn als Aufstiegshilfe ab Unterkolbnitz) - Sachsenweg - Harrachalm - Amaißboden - (weglose Variante O-Flanke Amaißboden - SO-Rücken Knoten - Ü Rossboden. Hierher von der Kreuzeckbahn über Mernikalm und Mösernhütte) - Pusarnitzer Alm - Salzkofelhütte.
2. Tag: Heinrich-Hecht-Weg - Mäuerle - Goldgrubenscharte - Löcherwände (teils etwas ausgesetzt) - NO-Kamm Annaruhe - Abstieg W-Kamm - Bratleitenalm - Feldnerhütte.
3. Tag: Glenktörl - südl. Umgehung des Kl. Hochkreuz knapp unter der Gipfelschneide, teilweise ausgesetzt und versichert - Vierzehn Seen - Kirschentörl - NO-Flanke/O-Kamm aufs Hochkreuz - Ü Schwarzwandkopf - weiter erst direkt am Hauptkamm, dann südl. Traversierung der Schwarzwände (etliche ausgesetzte, absturzgefährdete Passagen, bei Nässe gefährlich) - Umgehung der Kreuzlhöhe an der Nordseite - Kreuzlscharte - Kosakenkreuz - Hugo-Gerbers-Hütte.
4. Tag: Klingentörl - Ochsenalmtörl - Sandfeldtörl - Turneck - Wildseetörl (ab hier auch Variante parallel nordöstl. ca. 300 Hm unterhalb des Hauptkamms) - Damerkopf (Dannkopf) - Damertörl - Zietenkopf - Kohlbrunnkopf - Michelsberger Törl - Happlköfel - Lindsberger Törl - Loneskopf - Ederplan - Annaschutzhaus. - Abstiegsoptionen nach Stronach/Iselsberg oder Dölsach und mit der Bahn durchs Drautal zurück zum Bahnhof Möllbrücke-Sachsenburg; oder gegen Norden nach Winklern oder Lainach im Mölltal und mit Bus nach Kolbnitz.

ÜbersichtKarte gesamte Überschreitungtypische Szenerie am Kreuzeck-Höhenweg: Abstieg vom höchsten Punkt, dem Hochkreuz, gegen SW mit Blick auf den Scharnik

Die Ost-West-Durchquerung der Kreuzeckgruppe, dem südlichsten Teil der Hohen Tauern, ist eine großartige Unternehmung mit ständig wechselnden, hochkarätigen Landschaftsbildern. Die Tagesetappen sind teilweise sehr lang, auch die technischen Schwierigkeiten sind nicht zu unterschätzen. Keinesfalls sollte man sich - wie mancherorts propagiert - eine Familienwanderung erwarten: Besonders auf der zweiten und mehr noch auf der dritten Etappe trifft man immer wieder auf ausgesetzte, bei Nässe extrem absturzgefährdete Passagen, welche durchaus Trittsicherheit und etwas Klettergewandtheit voraussetzen. Stahlseile sind an manchen, aber längst nicht an allen heiklen Stellen vorhanden. Frühzeitiger Abbruch ist oftmals möglich, jedoch mit Abstiegszeiten von jeweils fünf bis sechs Stunden ins Drau- oder Mölltal verbunden.
Wegen der alpinen Gefahren wird der alljährliche Kreuzecktrail-Berglauf (Zweierteams und Einzelbewerb) auf unserer Strecke seit 2021 als Highwalk durchgeführt, da die nötigen Sicherungsmaßnahmen für einen Laufwettbewerb in solch einem Gelände vom Veranstalter einfach nicht umzusetzen sind. Es gibt keine Zeitnehmung mehr, sondern nur Richtzeiten: Die Besten kommen auf ca. 12 Stunden, Timeout auf dem Annaschutzhaus ist nach 17 Stunden.
Am ehesten für gehtüchtige Kinder geeignet erscheint noch der erste Abschnitt zur Salzkofelhütte mit der altertümlichen Kreuzeckbahn als Aufstiegshilfe. Der letzte Teil ab Hugo-Gerbers-Hütte bis zur Bahn im Drautal lässt sich mit einer Übernachtung im Annaschutzhaus entschärfen. Ansonsten ist man auf Biwaks angewiesen, an tollen Plätzen ist wahrlich kein Mangel.
Wetterbedingt mussten wir die Gesamtüberschreitung stückeln, deshalb gerät diesmal das Durchsehen der annähernd 100 Fotos zu einer Bilderreise durch die Jahreszeiten.
Weitere intensive Eindrücke vermittelt die zweite große Transversale dieser großartigen Gebirgsgruppe, die Überschreitung von Nord nach Süd, vom Möll- ins Drautal. Zwar nicht ganz so lang, speziell in der Wegfindung aber bedeutend anspruchsvoller.

gleich hinter der Kirche in Möllbrücke ...... starten wir den langen Marsch quer durch die Kreuzeckgruppealternativ wartet in Unterkolbnitz, acht Kilometer weiter nordwestlich, die nostalgische Kreuzeckbahn aus dem Jahr 1956die Standseilbahn ist knapp 1400 m lang und erspart Ronja 600 Hm AufstiegKarte Tag 1 mit beiden Zustiegsvarianten; der Kreuzeck-Highwalk, ein Berglaufbewerb, bei dem die Gesamtdistanz an einem Tag zurückgelegt wird, startet in MöllbrückeRonja braucht nicht zu rennen, sie genießt die Aussicht über Kolbnitz hinweg aufs Kampleck (Reißeckgruppe)der Steig von der Kreuzeckbahn - nicht nur kürzer als der Sachsenweg, sondern auch abwechslungsreicher - führt über die Mernikalm hinauf, ...... vorbei an schönen Aussichtsplätzen - hier noch einmal gegen NO aufs Reißeck - ...... zur Mösernhütte unter den beiden Salzkofeln ...... und weiter auf die Rosseben, wo sich auf knapp 2000 m Seehöhe beide Wege vereinennach einer längeren Hangquerung im Bereich der Pusarnitzer Alm erreichen wir die erste von insgesamt vier Schutzhüttennach kurzer Stärkung auf der Salzkofelhütte ...... wenden wir der vorzüglichen Küche alsbald den Rücken zu, ...... um einen Biwakplatz zu suchen. - Zu nass.schon bessererstes Licht am GrakofelKarte Tag 2am Heinrich-Hecht-Weg dem Mäuerle zu, dem breiten Kar zwischen Grakofel (links), Geierspitz und Bolzim Kar beginnt der Aufstieg zum Kreuzeck-HauptkammRückblick vom Grat zur Salzkofelhüttevom Grat in die immer steiler werdende Nordflanke ...... und über eine versicherte Stelle in die GoldgrubenscharteNikolaus am kurzen Westgrat des Kleinen Kreuzeck ...... schaut hinunter in die 50 m tiefer gelegene Goldgrubenscharte; nächster Wegpunkt: Annaruhees folgt wieder eine lange Almquerung vorbei am Schroneck, 2549 mam schmalen Steig durch die Löcherwände ist Vorsicht geboten, hier lässt sich schon die Exponiertheit der Kernetappe des dritten Tages erahnendie Löcherwände sind geschafft, Rückblick auf Karlkopf und Schronecknahe der Grathöhe geht's hinüber zum Gipfel ...... der Annaruhe auf 2508 m; Rückblick auf die Goldgrubenscharte (hinten rechts)der Nebenkamm im SSO zieht vom Stawipfel über Putzen hin bis zu Dolzer und Gaugenwir aber wenden uns nach Westen, der zweiten Hütte zuBödenseen mit Hochtristen überm Gnoppnitztalvorbei an der Bratleitenalmhütte ...... nähern wir uns dem mächtigen Kreuzeckauf der Feldnerhütte gab's 2020 keine Kaspressknödelsuppe (Ronja: „Unfassbar!“), dafür den malerischen Glanzsee, ...... den unsere kälteresistenten Youngsters sogleich für ein abendliches Bad nutzenam herrlichen Biwakplatz überm See kommt alsbald ...... ein saugemütliches Familienfest in Gangewegen eines heftigen Gewitters haben wir allerdings unseren exponierten Schlafplatz mitten in der Nacht in Hüttennähe verlegtKarte Tag 3Anstieg von der Feldnerhütte aufs Glenktörl, links Rothorndas Glenktörl wird vom 2701 m hohen Kreuzeck überragtnordwestlich unterhalb des Törls das „Feld“ mit seinen vielen Seender Hauptkamm wird hier zwischen Rothorn und Kl. Hochkreuz sehr zerklüftet; der Weg schummelt sich den Hang entlang ...... in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln; im Süden Reißkofel (links) und Jauken der Gailtaler Alpenweiter durch eine wilde, versicherte Nebenscharte ...... auf schmale Bänder über den höchst malerischen Vierzehn Seender Weiterweg auf den höchsten Punkt der ÜberschreitungSensation am Kirschentörl: ein Postkasten - einen halben Tagesmarsch vom Tal entferntvorbei an zwei weiteren Seen ...... steigen wir auf den Ostgrat des Hochkreuz ...... und erklimmen kurz darauf ...... den höchsten Punkt des Kreuzeck-Höhenwegsgegen OSO senkt sich der Grat über Gonhorn und Rennsfeld ab auf die Oberdraßnitzer Almdie zweite Weghälfte zum nächsten Stützpunkt verläuft ähnlich dramatisch wie die erstewill man vom Hochkreuz im Winter auf Schi zur Hugo-Gerbers-Hütte, muss man wsw. in den weiten Kessel der Gursgenalm abfahren und jenseits durch die Gürsgelscharte über den Kamm schlüpfen, ...... weil der Grat mit den Brettern - speziell hinten im Bereich Schwarzwände - nicht zu bewältigen istdasselbe Gratstück am Übergang zum Schwarzwandkopf im Sommerdie begleitenden Hochtäler - hier etwa im Norden die Tresdorfer Wölla - geben aber auch im Winter ein fantastisches, wenn auch entlegenes Tourengelände abam schmalen Gratsteig bewegen wir uns auf die Schwarzwände zuihre Schneide wird aber in der Hauptsache vermieden und dafür in die sehr abschüssige Südflanke ausgewichen, ...... welche mit mehreren heiklen Passagen aufwartet; genau solche schwer abzusichernden Stellen haben die Veranstalter des ehemaligen Kreuzeck-Extrem-Bewerbs dazu bewogen, das leistungsbetonte Event in einen „Highwalk“ umzumünzen und eine Zeitnehmung auszusetzenjenseits der Schwarzwände stauen sich die Wolken an der Kreuzl(schneider)höhedas Kosakenkreuz unterhalb der Kreuzlscharte soll an ein weitgehend unbekanntes trauriges Kapitel der Geschichte des 2. Weltkriegs erinnernbald dahinter erreicht man die Hugo-Gerbers-Hütte, ...... zu der man sich im Winter meist nur durch Graben eines metertiefen Loches Zugang verschaffen kannder Weiterweg über der Gerbers-Hütte: unser nächster Gipfel, der Taubichl, versteckt sich hinterm Roten Beil (rechts), dann folgen Klingentörl, Moritzhorn und OchsenalmtörlKarte Tag 4am Gipfel des Taubichl; Rückblick auf Roter Beil und Kreuzlhöhe, rechts die Hugo-Gerbers-Hütteder Weiterweg verläuft meist in der Südflanke knapp unter den Gipfeln von Wallischalmkopf und Moritzhorn, nur die Törl werden betretenam Klingentörl; das Moritzhorn wird links umgangenRückblick zur HütteOchsenalmtörl gegen NW (Sandfeld)kurz vor dem Sandfeldtörl, der Sandfeldkopf kann mit wenigen Schritten vom Weg aus erstiegen werdenRückblick vom Sandfeldkopf-Ostgrat aufs Moritzhorn und das flache Ochsenalmtörlam Gipfel des Sandfeldkopf, dahinter der Kesselkogelletzte Chance auf halbwegs freie Sicht nach Süden zum Karnischen Hauptkammdas Turneck kann leicht mitgenommen werden, ...... ebenso wie das Kegelstattkegele: Tiefblick aufs Wildseetörl, darüber Damerkopf (Dannkopf) und Zietenkopfam Wildseetörlder Kreuzeck-Hauptkamm wird langsam zahmer: Damerkopf gegen ZietenkopfBlick vom Damerkopf aufs Drautal (Kärntner Tor, die Grenze zu Osttirol) und die Lienzer Dolomitendas verbleibende Gratstück Zietenkopf (rechts hinten) - Ederplan (mit dem Annaschutzhaus), gesehen von Westen aus dem Lienzer BeckenFrühwinter am Zietenkopf-SO-Kamm, rechts der DamerkopfZietenkopfkreuz vor der Kulisse der Lienzer Dolomitenein letztes Mal zeigt der Grat Zähne: direkte Überkletterung der blockigen Schneide I-II, der Steig führt knapp rechts darunter entlangnochmals eine malerische Felslandschaft am Kamm: die Happelköfel hinterm Michelsberger Törl, im Hintergrund die SchobergruppeGipfelkreuz am Loneskopfvom Loneskopf sinkt der Grat um weitere 250 m ab ...... zum letzten Gipfel der großen Überschreitung: Ederplan, 2062 mwinterlicher Rückblick auf den LoneskopfGipfelkreuz Ederplan, ein beliebter Schiberg der Lienzerdas Annaschutzhaus hoch über dem Lienzer Becken; 1882 errichtete der Maler Franz Defregger hier eine Almhütte als Sommersitz, fünf Jahre später schenkte er sie dem Österr. Touristenklub, welcher sie nach seiner Frau benannte und als Schutzhütte adaptierte
(08.21)

Literatur: Mair: Glockner-Region. Heiligenblut - Mölltal - Kreuzeckgruppe, 50 Touren. München: Rother 2020.

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