Spitzkofel, 2717 m

Sagenhafter Lienzer mit Klettersteigeinlagen (A/B).

Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Leisach oder Amlach im Drautal, Osttirol. Mit Gegensteigungen Aufstiege ab Klammbrückl 1800, ab Lienz/Amlach 2200 Hm.

P Klammbrückl, 1104 m, Auffahrt von der Leisacher Brücke ssw. von Lienz auf dem 3 km langen Stadtweg (von der Stadt Lienz schon 1888 zum Fahrweg ausgebaut, heute großteils asphaltiert, offen von Mai bis Oktober);
oder (400 Hm mehr): P Goggkreuz am sw. Ortsende von Lienz/Amlach – Klammbrückl - Kerschbaumertal bis zur Linkskurve mit Wasserfall – Hallebachtal (nicht bez., aber guter Steig) – Mitterkopf Jagdhütte - Südschlucht (bez. Klettersteig A/B) zur Linderhütte – Spitzkofelscharte – Spitzkofel. -
Abstieg übers Hallebachtörl - Kerschbaumeralm-Schutzhaus - Klapffall – Kerschbaumertal - P.

ÜbersichtKarteBlick vom Ederplan ins Hallebachtal; links Kreuzkofel, rechts der Spitzkofel mit seinem extravaganten Nordgratnoch einmal von NO: so steht er am frühen Morgen vor unserer Haustürund endlich die ganze Runde - vom Rauchkofel (s. Archiv)

Durch und durch ein Wahnsinnsberg, einer der begehrtesten in den Lienzer Dolomiten. Sein fantastisch aufstrebender, fünftürmiger Südgrat war früher ein Muss für Extreme, aber schon der teilweise versicherte Normalweg verschenkt Eindrücke der Sonderklasse.
Knapp unterm Gipfel stoßen wir auf einen glücklichen Vorarlberger, der es nach 40 Jahren endlich auf diesen Berg geschafft hat, im Gipfelbuch hat sich ein Salzburger Pärchen verewigt, welches Jahr für Jahr wiederkommt.
Wir nehmen für den Aufstieg die steile Direktvariante durchs Hallebachtal, die Berglaufstrecke des Dolomitenmann (unser Tischler Seppi rennt die 1900 Hm vom Hauptplatz Lienz hier hinauf ins Kühbodentörl in zwei Stunden). Der weit ausholende, knieschonende Abstieg über die Kerschbaumeralm führt wieder durch eine völlig andersgeartete Landschaft in dieser Fiebertraum-Bergwelt. Doch seht selbst …

zeitiger Aufbruch vom Klammbrückl; verführerisch beleuchtet die drei untersten Türme des gewaltigen Spitzkofel-Nordgrats: Bischofsmütze, 2431 m, Grauer Turm, 2514 m und Oberwalderturm, 2612 mnicht vorbeilaufen: nur ein kleiner Steinmann markiert die Abzweigung vom Kerschbaumertal hinauf ins Hallebachtalder steile, unmarkierte, aber gut erkennbare Steig lässt uns schnell an Höhe gewinnen: an der Mitterkopf-Jagdhütte haben wir schon beinahe 1000 Hm hinter uns gebracht                              linkerhand die gespenstischen Kulissen der Böseggtürmenach einem letzten grünen Buckel ,,,... können die Dolomitenmänner und -frauen aufatmen, das Kühbodentörl ist in Sicht, wo die Bergläufer an die Paraglider übergeben; wir aber halten uns an der Schattenkante rechts hinauf ...... auf die südseitigen Schrofenhänge über dem Hallebachplateau, ...... welche in ein ausgedehntes Schuttkar übergehen, in dem wir auf den Steig des Normalwegs von der Kerschbaumeralm treffenunter einem grünen Schartl nach links und am Fuß der Felswände zum Fußpunkt einer Schlucht, ...... durch die wir an beginnenden Versicherungen aufsteigenweiter oben rechts hinaus ...... und im Zickzack, vorbei an skurrilen Felsgebilden ...... zur neu sanierten Linderhütte auf 2688 m die freundliche Biwakhütte wurde saniert und bietet bequem Platz für mindesten 5 Personen, keine Decken, kein Feuerholz                               erstaunlich ist das Datum der Einweihung dieser Notunterkunft in derart entlegener, exponierter Lage knapp unter dem Südwestgipfel                               großer Bahnhof anno 1884 am Ende der Weltder prachtvolle Blick aus der Hüttentür; gegenüber der wuchtige Kreuzkofel, der ebenfalls zu den höchsten Lienzern zählt (s. Archiv)nur mehr wenige Schritte und keine 30 Hm mehr von der Hütte zum Kreuz? - Denkste.der Verbindungsgrat zum Hauptgipfel ist zerschartet, ...... sogar tief zerschartetman muss bis unter die Spitzkofelscharte insgesamt fast 100 Hm absteigen, bevor es über gebänderte Felsstufen ...... endlich auf den Gipfel gehthier allerdings ein Kaleidoskop aller erdenklichen Bergformen: gegen NW sanfte Kämme vom Hochstein übers Iseltal bis zum Großvenedigergleich daneben der (stark verkürzte) Nordgrat mit der Sonnenstadt Lienz und der Schobergruppe  Rauchkofel, Dölsach im Lienzer Becken, Iselsberg, Kreuzeckgruppe und Sandspitzkammdie zentralen Lienzer Dolomiten von der Laserz bis zum Weittalsattel, rechts hinten die Hohe Warte als höchste Kanzel des Karnischen Hauptkammsim Süden die pittoresken Umrahmungen von Kerschbaumeralm und Hallebachplateau ...... und das Gipfelkreuz mit dem Blick weit hinein in die Südtiroler Dolomitenden Abstieg nehmen wir nicht ins Hallebachtal zurück, sondern queren oberhalb der Plateauböden ...... hinüber ins Hallebachtörl                               der Abstieg jenseits über die Kerschbaumeralm ist wesentlich kniefreundlicherdie Weittalspitze weckt Erinnerungen an eine winterliche Klettersteig-Überschreitung (s. Archiv Bergsteigen)die obersten Lärchen der Alm, darüber von rechts Zochenpass, Simonskopf, Sandspitze und die beiden Gamswiesenspitzen mit dem schönen Madonnen-Klettersteig (s. ebenfalls Archiv)das Kerschbaumeralm-Schutzhaus hat leider seit zwei Tagen geschlossen

Hier noch mehr Fotos vom Zustieg durch die Verborgene Welt zum Kerschbaumeralm-Schutzhaus und auf den Kreuzkofel.
(26.09.2023)

Literatur: Peterka/End: Alpenvereinsführer Lienzer Dolomiten. München: Rother 1984. Vergriffener Klassiker, manchmal noch antiquarisch zu bekommen.

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